Psalms 77

Text: Psalm 77,1-20 Der 77. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Assaphs, vor Jeduthun vorzusingen. Assaph beschreibt in diesem Psalmen eine scharfe Versuchung, in die er gekommen, da er das Angesicht des HErrn nicht so gnädig finden konnte, als sonst. Da stellt er dann Andern seine darüber gehabten Übungen zur Lehre vor, damit sie durch Geduld und Trost seiner Schrift, auch für sich Hoffnung schöpfen, wenn Gleiches über sie käme, und lernten: wie beim gläubigen Gebrauch der gemeinsten Mittel die Kraft GOttes unter unserer Schwachheit zum Zweck komme. Zu diesem Ende faßte er nun wie in einem Eingang Alles summarisch zusammen, unter was für Not und Ernst er sich zu GOtt gedrungen habe, V.2-4. Da scheint es zwar, als wenn die Erhörung nicht so lange ausgeblieben wäre, aber dabei ist zu merken, daß ein solcher Psalm erst nach überstandener Not ist gemacht worden; daher Assaph den Notstand und die gnädige Erhörung und Hilfe GOttes hat so nahe zusammen nehmen können. Was aber dazwischen hineingekommen ist, das beschreibt er im Psalmen weiter kläglich genug. So gibt es oft auch in unsern Kirchenliedern Stellen, wo z. E. die Sünden=Not, Gewissens=Angst und der Trost GOttes und die Freudigkeit daraus nahe in wenigen Versen zusammen genommen werden. Aber da muß man nicht meinen, daß es auch in der Erfahrung gerade so hurtig auf einander gehe, als hurtig es sich nach einander hersagen läßt, sondern es kann oft einen ziemlichen Weg geben, bis man von einem Vers in den andern überschreiten kann. Inzwischen hat es doch seinen Grund und guten Nutzen, daß Angst und die Genesung aus derselben so nahe zusammen kommt. Denn es findet sich doch beim guten Ausgang, daß einem doch GOtt mitten in der Angst nahe gewesen ist, und dem, der in der Not steckt, macht dies ein gutes Herz, daß der Schritt in die das Herz erquickende Gnade GOttes nicht ferne sei. Sodann aber bekennt er, wie ihn die Hilfe eine Weile ferne gedäucht habe, und wie er darüber in die Enge gekommen sei, V, 5-1 0. Ein redlicher Bürger in Stuttgart sagte auf seinem Totenbette: es sei Ihm einmal zu einer Zeit der Demütigung nichts übrig gewesen, als dem HErrn zu sagen: HErr JEsu, Du weißt doch, wie ich Dich ehemals geliebt, gesucht, genossen, gelobt habe, das heißt: ich denke der alten Zeit, ich denke der Saitenspiele, mein Geist muß forschen, warum es denn jetzt meinem Bedenken nach so gar ein Anderes mit mir geworden ist? Doch fährt er nun fort, und zeigt, wie er nach rund nach aus der Angst und Not genesen sei, und womit er seine Seele gesetzt und gestillt habe, V.11-16. . Da kommt einer auf die rechte Spur, wenn einer anfängt unter dem Leiden sich für schuldig zu erkennen, und sich selbst zu verschmähen, und es für seinen angemessenen Teil annimmt, wenn es einer aufgibt, den Trost und Frieden aus seinem eigenen Herzen herauszugraben, hingegen merken lernt, wie Alles aus den Worten und Werken GOttes, unter Betrachten, Beten, Singen, Danken, in unser Herz einfließen muß. Unter solchen heilsamen Übungen kann man sich eines Teils der Trägheit, und andern Teils der finsteren Geschäftigkeit erwehren, seiner selbst auf eine heilsame Weise vergessen, und im Element der allgemeinen Gnade GOttes verschnaufen. Daher auch der Psalm zuletzt mit einer tröstlichen Betrachtung der Werke GOttes an seinem Volk beschlossen wird, V.17-21. Das ist in allen Wegen GOttes die zierliche Herrlichkeit, daß Er offenbaren und verbergen, so mit einander verbinden, und also den Glauben zumal stärken und üben kann. Wo Er ist am besten mit, da will Ers nicht entdecken.
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